Die Orgel
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Am Anfang war das Harmonium
Seit dem Bezug des Gemeindesaals 1958 in der Ellerbeker Strasse werden die Gottesdienste auf einem Harmonium begleitet.
In der Festschrift zum 50. Jubiläum der Gemeinde schreibt dazu Sigrid Duvigneau: „Wer kennt noch ein Harmonium? Dieses orgelähnliche Instrument mit 2 Pedalen zum Füllen der eingebauten Blasebälge mit Luft („pietistische Nähmaschine“ oder „Pet man to“)?
So wurden früher die Gottesdienste musikalisch begleitet; zunächst ab 1958 von der Frau des Pastors Dr.Hoyer, später dann von Lisbeth Minde, die 1969 als Kirchenmusikerin angestellt wurde. Sie war eine Hobbymusikerin, wie oftmals üblich in Kirchen. So saß sie eines Tages vor dem Problem mit den Füßen die Bälge zu füllen, mit den Händen die Tastaturen zu bedienen und im Kopf auch noch die zu singenden Strophen zu zählen. Irgendwann kam sie auf die glorreiche Idee, für jede gesungene Strophe ein Streichhölzchen zu legen. Sowohl Karin Jacobsen, ab 1977 Organistin, als auch ich haben diese Technik gerne übernommen. Viele Jahre lang konnte man neben der Tastatur diese Streichhölzer liegen sehen.“
Aber irgendwann musste etwas Neues her.
Technik mit Tücken ...
Und so wird im Jahre 1972 eine elektronische Orgel angeschafft. Es erregt einiges Aufsehen, dass der Kirchenvorstand sich nicht für eine herkömmliche Pfeifenorgel, sondern für eine elektronische Orgel entscheidet.
Allerdings hat dieses Instrument auch seine Tücken:
Dazu noch einmal Sigrid Duvigneau: „Aber was war das? Mitten im Gottesdienst waren manchmal ganz merkwürdige Geräusche zu hören, die aus den Lautsprechern kamen. In den 80er Jahren hörte man an manchen Sonntagen sogar fremde Musik oder gar Nachrichten während der Predigt. Immer klarer kristallisierte sich heraus, dass die Orgel als Empfänger und Verstärker einiger Radiosender fungierte.“
So wurde 1986 also das Harmonium reaktiviert. In der Zwischenzeit wird auch immer wieder auf ein Klavier zurückgegriffen.
Der Ministerpräsident und die Orgel
Zu dieser Zeit (1987) beschließt der Kirchenvorstand dann schließlich den Bau einer „richtigen Orgel“.
Diverse Orgelneubauten werden also besichtigt – und eine erste Kostenschätzung erstellt: über 200.000 DM würde eine neue Orgel mit allem Drum und Dran kosten.
Aber die Gemeinde lässt sich eine Menge einfallen:
1987 wird ein Antrag auf einen Zuschuss beim (damals noch nicht fusionierte) Kirchenkreis Pinneberg positiv beantwortet,
und auch die Gemeinde Bönningstedt beteiligt sich an den Baukosten.
Ausserdem soll ein Teil des Erlöses eines Grundstücksverkauf in die Finanzierung einfließen.
Parallel dazu beginnt der Kirchenvorstand mit dem Werben um Spenden.
So schreibt Siegfried Duvigneau im Februar 1987 an den Ministerpräsidenten des Landes Schleswig Holstein.
Unglücklicherweise stirbt Rainer Barschel schon im Oktober des gleichen Jahres.
Aber offenbar wurde die Bitte um einen Zuschuss doch gewährt,
denn im Juli 1990 beantwortet das Innenministerium ein weiteres Schreiben an den Ministerpräsidenten Björn Engholm:
„Gern bin ich bereit, Sie in Ihren Bemühungen zu unterstützten und bewillige der Ev. Luth. Kirchengemeinde Bönningstedt eine Zuwendung in Höhe von DM 3.000.-“
(Nach Abschluss der Arbeiten bedankt sich Siegfried Duvigneau, versehen mit Weihnachtswünschen, bei Björn Engholm)
Wo soll was hin ... Die Planung
Im Laufe des Jahres 1988 werden mehrere Entwürfe und vor allem auch Standorte für die neue Orgel geprüft.
Mit dabei sind immer der Orgelsachverständige der Nordelbischen Kirche, Dr. Hermann Zietz und der Bausachversändige der Nordelbischen Kirche, Herr Gross.
Vor allem aber auch Horst Junker, der Bönningstedter Ingenieur, der die erforderlichen Umbaumaßnahmen im Gemeindesaal plant und überwacht.
1989 schließlich wird mit dem Orgelbauer Rudolf Neuthor aus Kiel der Vertrag über den Bau einer Orgel für Bönningstedt geschlossen:
Die Orgel soll ca 125.000.- DM kosten, für Umbaumaßnahmen sind noch einmal knapp 82.000.- DM eingeplant.
„Die Neuthor-Orgel ist ein seitenspieliges Instrument, das in die Kirche dergestalt eingebaut [werden soll], dass Spielapparat und Orgelwerk sich in zwei getrennten, abschließbaren, aber zum Kirchenschiff offenen Kammern befinden (gegenüber zum Altar in der Höhe eines oberen Geschosses).“ – so heißt es später in der Abrechnung mit dem Kirchenkreis.
Da die elektronische Orgel zu dieser Zeit offenbar schon länger nicht mehr funktioniert, stellt der Orgelbauer Herr Neuthor jetzt eine Truhenorgel für den Altarraum zur Verfügung.
Und schließlich beginnen im Janaur 1990 die Arbeiten ...
Jetzt geht´s los ! - Der Einbau
702 x Gloria Deo
Am 2. Advent des Jahres 1990, am 9. Dezember, wird die Orgel dann im Gottesdienst eingeweiht:
702 Pfeifen, je fünf Register im ersten und zweiten Manual sowie ein Subbas im Pedal erklingen
zum Lobe Gottes und der Freude der Menschen in der Gemeinde:
gloria in altissimis Deo et in terra pax in hominibus bonae voluntatis.
Offene Rechnungen ...
Nun ist die Orgel zwar da – aber noch lange nicht abbezahlt
Aber die Gemeinde ist kreativ:
… denn es gibt Orgelpfeifen zu kaufen…
… worüber die Presse natürlich wortgewandt berichtet
Und tatsächlich kaufen eine ganze Reihe von Gemeindegliedern, aber auch Firmen und Institutionen eine Orgelpfeife.
Alles gut ... aber irgendwas ist immer
Knapp 20 Jahre später, 2008, stellt Hans-Ullrich Erbslöh, ein Orgelbauer aus Hamburg, fest,
dass sich die Orgel „klanglich … überwiegend gut“ darstellt.
Dennoch sei eine „generelle Überarbeitung und Reperatur … erforderlich“.
Bei einer Orgelstimmung im Jahre 2017 wird dann festgestellt, dass der Motor inzwischen störende Nebengeräusche verursacht.
Daher sollte der Motor bei der nächsten Komplettreinigung der Orgel im Sommer 2018 ausgetauscht werden.
Der KGR nimmt den Austauschbedarf zur Kenntnis und bittet Herrn Schnabel, entsprechende Kostenvoranschläge einzuholen.
Das geht natürlich nicht ohne eine Beratung …
Rin in de Kartüffel, rut ut de Kartüffel ...
Im Zuge der energetischen Sanierung der Kirche 2019 muss die Orgel zunächst ein-, dann wieder ausgepackt werden.
Und das eine und andere überarbeitet werden.
Für die Erledigung der notwendigen Arbeiten haben drei Unternehmen ein Angebot abgegeben. Das günstigste Angebot hat die Fa. Erbslöh erstellt. Herr Schöbel hat keine Bedenken, wenn die Simon-Petrus-Kirchengemeinde der Firma Erbslöh - Orgelbau den Zuschlag für die Ausreinigung und Reparatur der Orgel erteilt.
Optional bietet die Fa. Erbslöh an, das labiale 8’-Register der Orgel umzuarbeiten. Dadurch bekommt die Orgel in einem für sie zentralen Register ein besseres Klangfundament. Herr Schöbel hält diese Veränderung für eine gute Möglichkeit, dem Instrument mehr Klangfülle zu geben und empfiehlt der Gemeinde diesen Umbau zur Klangverbesserung vorzunehmen.
… und irgendwann wird dann auch die inzwischen abgeschlossene Sanierung durch das Landeskirchenamt genehmigt.